
Ever 17: The Out of Infinity und Never 7: The End of Infinity – Ein neu interpretiertes Erlebnis
Ever 17: The Out of Infinity gilt als einer der besten japanischen Videospiele und wird das Publikum erneut begeistern – jetzt auch für moderne Konsolen. Zeitgleich mit der Veröffentlichung, erstmals auf Englisch, erscheint auch das Prequel Never 7: The End of Infinity. Auch wenn die Grafik veraltet wirkt und der Humor zu wünschen übrig lässt, sind die Geschichten beider Spiele dennoch fesselnd. Neue Spieler könnten das bewusst gewählte Tempo jedoch etwas herausfordernd finden, insbesondere wenn sie noch keine emotionale Bindung zur Serie haben.
Einblicke aus der Perspektive eines Neulings
Ich muss klarstellen, dass ich diese Remaster-Versionen ohne vorherige Erfahrung mit den Originalen angegangen bin. Daher fehlt mir ein Vergleichspunkt, um zu beurteilen, wie sie im Vergleich zu ihren Vorgängern abschneiden. Die kommende Remaster-Version von Ever 17 (2025 ) verwendet das Skript des Xbox 360-Remakes von 2011, behält aber die charmante 2D-Grafik aus der PS2- und Dreamcast-Ära bei. Diese Version führt verschiedene Charakter- und Story-Modifikationen ein. Da ich die Originalgeschichten jedoch nicht kenne, kann ich die Auswirkungen dieser Änderungen auf langjährige Fans der Infinity-Reihe nur eingeschränkt einschätzen.

Spielmechanik und Storydynamik
Sowohl Never 7 als auch Ever 17 bedienen sich des Visual Novel-Formats und entwickeln sich durch eine Mischung aus Text, Sprachausgabe und Charakterdarstellungen. Die Spielereingabe beschränkt sich weitgehend auf die Auswahl von Dialogoptionen, die von einfachen Ausschmückungen bis hin zu wichtigen Entscheidungen reichen, die die Handlung beeinflussen. Wer ein interaktiveres Spielerlebnis oder direkte Konsequenzen seiner Entscheidungen sucht, wird von diesen Titeln möglicherweise enttäuscht sein. Die exzellenten Sprecher und ihre eindrucksvollen Darbietungen verstärken jedoch unbestreitbar das Eintauchen des Spielers und mildern die potenzielle Monotonie langer Lesesitzungen.
Vielfältige und doch miteinander verbundene Erzählungen
Obwohl Handlung und Themen der beiden Geschichten voneinander abweichen, teilen sie ein gemeinsames Kernkonzept: Die Protagonisten versuchen, prekären Situationen zu entkommen und gleichzeitig die Beziehungen zu ihren Mitmenschen zu pflegen. In Ever 17 schlüpfen die Spieler in die Rolle von Takeshi Kuranari (auch bekannt als „Kid“), einem Amnesiepatienten, der in den Tiefen einer defekten Unterwasseranlage namens LeMU gefangen ist. Um die Katastrophe zu verhindern, müssen sie 119 Stunden warten und gemeinsam mit anderen einen Fluchtplan entwickeln.
Im Gegensatz dazu versetzt Never 7 die Spieler in die Rolle des Studenten Makoto Ishihara, der sich mit drei Kommilitonen in einem Seminarresort wiederfindet. Während er sich mit den Einheimischen anfreundet, erlebt Makoto unerklärliche Visionen, die zukünftige Tragödien offenbaren. Die Erzählung verwebt auf komplexe Weise Themen wie Freundschaft und Zeitschleifen, während er versucht, den Tod eines engen Gefährten zu verhindern, wobei die Schleife bei jedem Misserfolg immer wieder neu gestartet wird.

Nostalgie trifft auf moderne Erwartungen
Die altmodische Ästhetik dieser Spiele übt einen nostalgischen Reiz aus, insbesondere das Charakterdesign mit seinen liebenswert ungelenken Proportionen und Posen, die man in zeitgenössischen Veröffentlichungen nicht oft sieht. Während das Spielen auf der Switch im Handheld-Modus ein mäßiges Erlebnis bot, können größere Displays gewisse grafische Mängel aufweisen. Die Grafik schwankt zwischen „charmant veraltet“ und „problematisch“, doch die erzählerische Qualität bleibt ein besonderes Highlight, mit Wendungen, die mich selbst zwei Jahrzehnte nach ihrer Erstveröffentlichung noch immer positiv überrascht haben. Diese anhaltende Kreativität erklärt, warum diese Spiele eine große Fangemeinde haben.
Herausforderungen des nostalgischen Gameplays
Die Verwurzelung in der Vergangenheit bringt jedoch auch ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Der Schreibstil, sowohl hinsichtlich der Lokalisierung als auch der Originaldialoge, bietet einen Einblick in eine vergangene Ära. Es dauerte eine Weile, bis ich mich mit Ever 17 identifizieren konnte, da Yous Charakter, deren Interaktionen mit Takeshi anfangs irritierend wirkten. Ihr Humor – der an Rumiko Takahashis Stil erinnert – grenzt oft ans Bissige und trübte meine Lust, mich auf die Geschichte einzulassen. Interessanterweise taucht diese Art von Humor in modernen Werken wieder auf und zeigt ihre Zeitlosigkeit.
Darüber hinaus dient You oft als Wissensspeicher der Gruppe und teilt umfassende Einblicke zu verschiedenen Themen. Ihre ausführlichen Erklärungen sind zwar informativ, unterbrechen aber gelegentlich den Erzählfluss und können übertrieben wirken, insbesondere wenn sie vom Thema abweichen. Vielleicht, weil ich Never 7 erst nach Ever 17 erlebt habe, fand ich das Tempo insgesamt angenehmer.

Lokalisierungsnuancen in Never 7
Ich stellte fest, dass die Neuauflage von Never 7 erstmals lokalisiert wurde und dabei auf moderne Lokalisierungsmethoden verzichtete, die die Kohärenz hätten verbessern können. Leider führte dieser Ansatz dazu, dass Übersetzungen zwar korrekt, aber dennoch verwirrend wirkten. Ich musste Dialoge wiederholt abspielen, um Bedeutungen zu entschlüsseln, die nicht mit dem Kontext in Zusammenhang zu stehen schienen. Solche wörtlichen Übersetzungen sind zwar getreu, führen aber nicht unbedingt zur effektivsten Kommunikation.
Darüber hinaus dient „Kid“ als faszinierende Fallstudie innerhalb dieser Lokalisierung. Der temporäre Name des amnesischen Protagonisten lautet aus seiner Perspektive standardmäßig „Boy“.Historische Recherchen deuten darauf hin, dass dies die ursprüngliche Bezeichnung in früheren Drehbüchern war. Die Entscheidung des Lokalisierungsteams, die Bezeichnung zu ändern, und deren Umsetzung führten unbeabsichtigt zu komischen Fehltritten und verstärkten die Herausforderung, die Kohärenz der Erzählung zu wahren.
Technische Leistung und Spielerlebnis
Technisch gesehen lief die Switch-Version beider Spiele hervorragend, ohne nennenswerte Bugs oder technische Mängel. Die Möglichkeit, Dialoge entweder mit dem Analogstick oder der A-Taste zu steuern, sorgte für zusätzlichen Komfort bei längeren Spielsitzungen. Die mobile Switch-Version verbessert die Zugänglichkeit deutlich und ermöglicht so auch unterwegs Spielen. Um die reiche Musik und die Sprachausgabe jedoch wirklich genießen zu können, empfiehlt sich ein hochwertiges Soundsystem; die Handlautsprecher vermitteln diesen Aspekt nur unzureichend.

Eine komplexe, aber lohnende Erfahrung
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich trotz meiner Wertschätzung für Uchikoshis komplexe Erzählkunst Ever 17 oder Never 7 nicht unbedingt als universelle Wahl für Visual Novel-Fans empfehlen würde. Der langsame Aufbau könnte für alle mit knappem Terminkalender eine Herausforderung darstellen, und Erwartungen, die auf historischen Erfolgen basieren, könnten die wahrgenommenen Mängel noch verstärken. Dennoch habe ich mich aufrichtig in die Reise der Charaktere hineinversetzt und dabei eine Reihe von Emotionen erlebt, was Uchikoshis erzählerisches Können unterstreicht. Die bittersüße Befriedigung, verschiedene Enden zu entdecken, unterstreicht den anhaltenden Charme dieser Titel.
Sowohl Ever 17 als auch Never 7 sind jetzt für PS4, Windows-PC und Nintendo Switch verfügbar.
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