
Microsofts Copilot+ gilt als bahnbrechender Fortschritt in der Laptop-Technologie. Ein kritisches Problem bleibt jedoch ungelöst, was Zweifel an seiner langfristigen Zukunftsfähigkeit aufkommen lässt. Ohne eine Lösung wird ein Upgrade auf neue Hardware weniger attraktiv.
Das verlockende Versprechen der Copilot+ PCs
Bemerkenswerte Geschwindigkeit und Effizienz
Copilot+ wird nicht nur als schnelleres Notebook, sondern als echte Innovation vermarktet, vor allem dank seiner integrierten Neural Processing Unit (NPU).Dieser Chip kann über 40 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde ausführen und ermöglicht es dem Gerät, KI-Aufgaben autonom und ohne Cloud-Konnektivität auszuführen. Funktionen wie die Suche in natürlicher Sprache und sofortige Bildschirmaktionen profitieren von dieser Fähigkeit und sorgen für ein noch schnelleres Benutzererlebnis.
Microsoft untermauert seine Behauptungen mit strengen Akkulaufzeit- und Leistungskennzahlen. Laut Tests ermöglichen Copilot+-Laptops bis zu 22 Stunden Offline-Videowiedergabe. Darüber hinaus übertreffen einige Modelle Apples MacBook Air M4 um rund 13 % und das M3 um bis zu 58 %.Verbesserungen in Microsoft Office können die Produktivität im Vergleich zum M3 um bis zu 20 % und im Vergleich zum M2 um bis zu 35 % steigern.
Microsoft demonstrierte die Leistungsfähigkeit von Copilot+ anhand von Live-Aufgaben auf älteren und neueren Systemen. So konnten Nutzer beispielsweise mit der Suchfunktion Bilder rund 70 % schneller finden und verschieben. Ebenso erledigte die Click-to-Do-Funktion Aufgaben zum Entfernen von Objekten rund 55 % schneller. Zusammengenommen veranschaulichen diese Benchmarks eine bemerkenswerte Verbesserung von Langlebigkeit und Geschwindigkeit, ohne bestehende Arbeitsabläufe zu verändern. Der Aspekt, den Microsoft jedoch am meisten betonte, war die innovative Funktion „Recall“.
Ein genauerer Blick auf den Windows-Rückruf
Die intelligente und dennoch besorgniserregende Rückruffunktion
Microsoft positioniert Recall als Eckpfeiler des Copilot+-Erlebnisses, und seine Absichten sind sofort klar. Einmal aktiviert, erfasst die Funktion regelmäßig Bilder Ihres Bildschirms und erstellt eine scrollbare Zeitleiste, die als visuelles Protokoll Ihrer Aktivitäten dient. Das bedeutet: Wenn Sie eine Datei verlegen, müssen Sie sich nicht auf ihren Namen oder die spezifische Anwendung verlassen; oft reicht eine einfache Beschreibung aus, damit Recall sie findet.

Theoretisch ist Recall auf Datenschutz ausgelegt, da die Schnappschüsse verschlüsselt auf dem Gerät verbleiben und für den Zugriff Windows Hello (mit Gesichtserkennung, Fingerabdruck oder PIN) erfordern. Nutzer können außerdem bestimmte Anwendungen oder Browser einschränken und Schnappschüsse nach Belieben löschen. Das grundlegende Problem besteht jedoch darin, dass Recall nach der Aktivierung kontinuierlich aufzeichnet, sofern es nicht pausiert oder deaktiviert wird.
Microsofts Umgang mit der Veröffentlichung von Recall verstärkte die Bedenken hinsichtlich dieser Funktion. Aufgrund von Datenschutzbedenken entfernte das Unternehmen die Funktion 2024 vorübergehend, bevor sie 2025 mit verbesserten Sicherheitsmaßnahmen, einschließlich strengerer Anmeldeanforderungen, neu eingeführt wurde. Obwohl diese Anpassungen die Sicherheit erhöhen, wirft das ursprüngliche Design weiterhin Datenschutzbedenken auf. Für diejenigen, die ihre Laptops für sensible Aktivitäten wie Arbeit, Bankgeschäfte oder private Gespräche nutzen, kann sich die ständige Aufzeichnung eher als Belastung denn als Vorteil erweisen.
Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Speicherung
Datenschutzprobleme, die nicht ignoriert werden können

Meine größte Sorge bezüglich Recall sind die Auswirkungen auf die Privatsphäre. Der Kauf eines Laptops mit einer Funktion, die ich von vornherein deaktivieren könnte, erscheint mir kontraintuitiv. Microsoft behauptet zwar, dass Snapshots lokal, verschlüsselt und durch Windows Hello gesichert bleiben, doch nach der Anmeldung bleibt Recall während der gesamten Sitzung zugänglich. Das birgt Risiken: Sollte Schadsoftware in das System eindringen oder mein Konto kompromittiert werden, könnten private Gespräche, Finanzdaten und vertrauliche Dokumente unbeabsichtigt offengelegt werden.
Der Speicher stellt eine weitere große Herausforderung dar. Auf einem 256-GB-Gerät nutzt Recall standardmäßig etwa 25 GB – fast 10 % des Gesamtspeichers. Dabei sind installierte Anwendungen und synchronisierte Dateien noch nicht berücksichtigt. Zudem kann die regelmäßige Snapshot-Erfassung zu kontinuierlicher Schreibaktivität auf der SSD führen. Obwohl moderne Laufwerke einer erheblichen Beanspruchung standhalten, hat Microsoft bisher keine Zusicherung gegeben, dass die Nutzung von Recall ihre Lebensdauer nicht mit der Zeit beeinträchtigt.
Zwar gibt es einige Datenschutzkontrollen, wie etwa die Möglichkeit, bestimmte Anwendungen zu blockieren und Browser auszuschließen, doch diese bieten nur eine geringe Erleichterung. Das Kernproblem bleibt bestehen: Sobald Recall aktiviert ist, zeichnet es automatisch auf, sofern es nicht neu konfiguriert wird. Dadurch liegt es in der Verantwortung der Nutzer, ihre Privatsphäre aktiv zu verwalten. Eine Funktion, die die Effizienz steigern soll, sollte das Benutzererlebnis nicht im Namen der Sicherheit verkomplizieren.
Verbesserungen für Copilot+-Laptops erforderlich
Wichtige Probleme, die Aufmerksamkeit erfordern

Obwohl ich das Potenzial von Recall anerkenne, zögere ich, in einen Copilot+-Laptop zu investieren, ohne einige kritische Punkte zu berücksichtigen. Erstens muss die Funktion es Benutzern ermöglichen, zu bestimmen, was und wann aufgezeichnet werden soll. Eine Whitelist-Funktion würde es Benutzern ermöglichen, festzulegen, welche Anwendungen und Aktivitäten aufgezeichnet werden sollen, anstatt sich auf die Ineffektivität von Ausschlussmethoden zu verlassen.
Zweitens ist eine bessere Speicherverwaltung unerlässlich. Obwohl Recall bereits ältere Snapshots löscht, wenn der Speicherplatz knapp ist, benötigt es standardmäßig klarere Speicherlimits sowie verbesserte Kontrollen bei der Nutzung. Darüber hinaus würde die Möglichkeit, arbeitsbezogene und private Snapshots zu trennen, das Vertrauen in die Nutzung der Funktion stärken, ohne dass das Risiko besteht, dass sich das eine auf das andere auswirkt.
Schließlich wäre die Integration einer leicht zugänglichen Pausentaste von Vorteil. So könnte die Aufnahme bei sensiblen Anwendungen, beispielsweise bei Bankgeschäften oder persönlichen Gesprächen, sofort angehalten und bei Bedarf wieder fortgesetzt werden. Diese Kontrollmöglichkeit ist notwendig, um ein Gefühl der Sicherheit im Umgang mit der Funktion zu vermitteln.
Keine Upgrades, bis die Bedenken ausgeräumt sind
Vor allem muss Microsoft Vertrauen in seine Datenschutzzusagen aufbauen. Nutzer benötigen umfassende Garantien, dass alle Snapshots auf ihren Geräten verbleiben und keine Daten an Dritte weitergegeben werden. Regelmäßige Transparenzberichte über den Umgang mit Nutzerdaten sowie unabhängige Audits würden das Vertrauen in diese Zusagen deutlich stärken.
Bis diese Änderungen umgesetzt sind, stellt der Rückruf eher ein Risiko dar als einen zwingenden Grund für ein Upgrade auf einen Copilot+-Laptop. So wie es aussieht, erfüllen diese Geräte nicht die Anforderungen durchschnittlicher Nutzer, weshalb ich mich vorerst zurückhalten werde.
Schreibe einen Kommentar