
Bewährungsstrafen für ehemalige Ubisoft-Führungskräfte im Belästigungsprozess
In einer wichtigen juristischen Entwicklung erhielten drei ehemalige Führungskräfte von Ubisoft nach einem Prozess wegen Belästigung, der im März begann und im Juni endete, Bewährungsstrafen. Der Fall wirft schwere Vorwürfe gegen Fehlverhalten innerhalb der Unternehmenskultur des renommierten Spieleunternehmens auf.
Laut einem Bericht von Le Monde wurde Thomas François, ehemaliger Vizepräsident für Redaktion und Kreativdienste, in mehreren Anklagepunkten für schuldig befunden, darunter moralische und sexuelle Belästigung sowie versuchter sexueller Übergriff. Er wurde zu einer dreijährigen Gefängnisstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe von 30.000 Euro verurteilt.
Serge Hascoët, ehemaliger Chief Creative Officer bei Ubisoft, sah sich schweren Vorwürfen ausgesetzt, darunter anstößiger und rassistischer Äußerungen. Besonders hervorzuheben ist seine angebliche Belästigung einer muslimischen Mitarbeiterin, die unter anderem ihren Desktop-Hintergrund während des Ramadan durch Bilder von Essen ersetzte – ein besonders heikles Thema für Fastende. Hascoët wurde zu 18 Monaten Gefängnis auf Bewährung und einer Geldstrafe von 45.000 Euro verurteilt.
Auch Guillame Patrux, Spieledesigner bei Ubisoft, wurde in das missbräuchliche Arbeitsumfeld verwickelt und wegen Mobbings verurteilt. Patrux erhielt eine zwölfmonatige Bewährungsstrafe und eine Geldstrafe von 10.000 Euro.
Die Aktionen von François, Hascoët und Patrux veranschaulichen die toxische Unternehmenskultur, die Berichten zufolge bei Ubisoft herrschte. Dies wurde 2021 deutlich, als Mitarbeiter einen offenen Brief mit dem Titel „Ein besseres Ubisoft“ veröffentlichten, in dem sie sich für Reformen einsetzten. Gleichzeitig sprachen Mitarbeiter von Activision Blizzard offen über ihre eigenen Herausforderungen mit der Führung und demonstrierten damit ein gemeinsames Zeichen gegen Fehlverhalten am Arbeitsplatz in der Spielebranche.
Ein Jahr später eskalierten die Bedenken, als Ubisofts CEO Yves Guillemot kritisiert wurde, weil er die Forderungen der Mitarbeiter nach einer Verbesserung der Unternehmenskultur nicht ausreichend berücksichtigt hatte. Obwohl er beteuerte, die Angelegenheiten „ernst“ zu nehmen, empfanden viele Mitarbeiter, dass es an sinnvollen Maßnahmen mangelte.
Ein wichtiges Thema, das von Ubisoft-Mitarbeitern angesprochen wurde, war der Umgang des Unternehmens mit Disziplinarmaßnahmen gegen Führungskräfte wie Hascoët. Anstatt wegen Fehlverhaltens gekündigt zu werden, wurden diese Personen oft auf andere Positionen innerhalb der globalen Ubisoft-Struktur verwiesen. Hascoët wurde nicht offiziell entlassen, sondern trat nach Diskussionen über die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück, was Fragen zur Verantwortlichkeit innerhalb des Unternehmens aufwirft.
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