
Gelegentlich spielen sich auf der Leinwand Tragödien des wahren Lebens ab, die uns dazu veranlassen, über die Ereignisse nachzudenken, die sich zugetragen haben. Inmitten der jüngsten Diskussionen über das Christentum kehrt Fast & Furious-Regisseur Justin Lin zum Independent-Film zurück und präsentiert eine packende Erzählung über die unglückselige Reise eines Missionars. Diese Geschichte erregte Ende 2018 Aufmerksamkeit, als der abenteuerliche Besuch des amerikanischen evangelikalen christlichen Missionars John Allen Chau auf North Sentinel Island in einer Tragödie endete und schließlich zu seinem Tod führte. Der Film Last Days ist eine ergreifende, wenn auch beunruhigende Auseinandersetzung mit dieser vermeidbaren Katastrophe.
Sky Yang porträtiert John Chau über einen Zeitraum von vier Jahren. Er beginnt mit der Darstellung eines gebrechlichen Highschool-Schülers, der mit seiner Zukunft ringt. Chau ist fest entschlossen, das zu erfüllen, was er als seine Lebensaufgabe ansieht – das Christentum zu verbreiten. Sein Vater (gespielt von Ken Leung) hingegen möchte, dass er stattdessen eine medizinische Karriere verfolgt. Obwohl er das unausweichliche Ende von Chaus Reise kennt, werfen die erkennbaren Diskrepanzen in seiner Entscheidungsfindung Fragen zur Authentizität des Drehbuchs auf.
Analyse der Entscheidungen in „Last Days“: Eine Charakterstudie
Es ist unklar, ob Lin die Motivation hinter Chaus Engagement für die Sentinelesen beleuchten oder die Gefahren der Missionsarbeit hervorheben möchte. Leider gelingt es Last Days nicht, eines dieser Ziele zu erreichen. Während einige Gespräche im Film Themen der religiösen Erziehung berühren, versäumt es die Erzählung, diese Diskussionen mit der nötigen Tiefe zu untersuchen. Dieser Mangel an Aufklärung hinterlässt bei den Zuschauern ein unzureichendes Verständnis von Chaus Eifer und Glauben.
Es scheint eine Diskrepanz zwischen Charakterentwicklung und erzählerischem Fortgang zu geben, was zu einem frustrierenden Seherlebnis führt. Der Film deutet an, Jonathans Psyche und Erfahrungen zu enthüllen, um seine Motivationen zu erklären, aber die Darstellung bleibt weitgehend oberflächlich. Insbesondere ändert sich seine Handlung, als er das Medizinstudium abbricht, ein Handlungspunkt, der sich nicht mit der früheren Charakterentwicklung vereinbaren lässt.
Etwa nach einem Drittel des Films gewinnt der Film an Dynamik, da er die inhärente Komplexität von Chaus Entscheidungen erkennt. Als er ein Missionars-Trainingslager erreicht, wechselt der Ton zu dem eines Abenteuers. Diese Wandlung wirkt jedoch beunruhigend und verherrlicht beinahe den Weg, den Chau gewählt hat, obwohl er weiß, welches tragische Ende ihn erwartet.
Auseinandersetzung mit der Erzählung: Lins Mehrdeutigkeit
Im weiteren Verlauf des Films werden interessante Fragen zu Chaus Motivationen aufgeworfen. Geht es ihm wirklich darum, Seelen für Jesus zu retten, oder entspringt es einem Verlangen nach persönlicher Bedeutung? Der Film tendiert eher zu letzterem und stellt Chau als verlorene Person dar. Diese Interpretation greift zu kurz, da sie nicht berücksichtigt, dass Johannes seine eigene Geschichte weder verteidigen noch ausdrücken kann, sodass seine Tagebucheinträge – ein Beweis seines starken Glaubens – unterrepräsentiert sind.
Dennoch ist Last Days nicht ohne Verdienst. Oliver Bokelbergs Kameraführung bietet atemberaubende Bilder und schafft eine heitere Kulisse, bevor sich die drohende Tragödie entfaltet. Die weitläufigen Landschaften des Films vermitteln ein Gefühl von Erhabenheit. Nathan Alexanders Filmmusik hingegen ist zwar technisch beeindruckend, kollidiert aber oft mit der Erzählung, indem sie in Momenten des Zweifels aufmunternde Melodien verwendet – und so eine Atmosphäre schafft, die an ironischen Spott grenzt.
Letztendlich gelingt es Last Days nicht, das Wesen von John Allen Chau zu erhellen, was seine potenzielle Wirkung untergräbt. Obwohl Lin vielleicht keine bestimmte Botschaft vermitteln wollte, mindert sein zögerlicher Umgang mit der Komplexität der Missionarsarbeit die Wirksamkeit des Films. Das tragische Ende von Chaus Leben, das voller Verheißungen steckt, wird von einer Erzählstruktur überschattet, die keine sinnvolle Verbindung zum Protagonisten aufbaut und das Publikum vom eigentlichen Kern der Geschichte fernhält.
„Last Days“ feierte beim Sundance Film Festival 2025 Premiere.
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