
Zunächst einmal ist es wichtig, einen zentralen Aspekt des Comic-Storytellings zu berücksichtigen: Die Wiederbelebung beliebter Figuren ist eine fest etablierte Tradition des Genres. Bei der Adaption dieser Geschichten für Film oder Fernsehen liegen die Herausforderungen jedoch deutlich anders. Das Publikum sehnt sich nach einem endgültigen Abschluss der Charakterentwicklung, was bei jedem visuellen Medium eine natürliche Erwartung ist. Mit der Zeit altern Schauspieler, was unvermeidliche Veränderungen bei der Besetzung und der Charakterdarstellung mit sich bringt.
Marvel Studios hat ein riesiges und komplexes Universum mit einer Vielzahl von Geschichten und Charakteren geschaffen. Das Marvel Cinematic Universe (MCU) florierte einst durch die Einführung neuer Erzählweisen, wie der enorme Erfolg von „Guardians of the Galaxy“ beweist. In jüngster Zeit jedoch haben eine Reihe enttäuschender Filme und gemischte Kritiken Marvel dazu veranlasst, auf nostalgische Inhalte zu setzen – ein Trend, der sich in ganz Hollywood durchgesetzt hat.
Eine bemerkenswerte Entwicklung ist, dass Hayley Atwell ihre Kultrolle als Peggy Carter im kommenden Marvel-Film „Avengers: Doomsday“ wieder aufnehmen wird. Berichte, die darauf hindeuteten, dass Chris Evans als Steve Rogers an ihrer Seite zurückkehren würde, wurden hingegen von Evans selbst widerlegt, der in einem aktuellen Interview mit Esquire erklärte : „Das stimmt nicht.“
Während Evans‘ Dementi eindeutig erscheint, ist es erwähnenswert, dass Schauspieler ihre Beteiligung am MCU zuvor heruntergespielt haben, was zu Unklarheiten führt, die manchmal zu überraschenden Rückkehrern führen. So schwieg beispielsweise Andrew Garfield zunächst über seinen Cameo-Auftritt in „Spider-Man: No Way Home“.Ähnlich äußerte sich Sebastian Stan kürzlich ausweichend zu einem möglichen Auftritt von Bucky Barnes in „Captain America: Schöne neue Welt“, was unter den Fans Spekulationen auslöste.
Sie hatten ein ganzes Leben!
Im Jahr 2021 kursierten Gerüchte über eine mögliche Rückkehr von Evans an der Seite von Atwell, doch diese Pläne scheiterten aufgrund kreativer Differenzen. Nachdem Atwell nun für „Doomsday“ bestätigt wurde, fragen sich die Fans, ob Evans noch auftreten könnte. Marvel scheint jedoch die Charakterentwicklung von Agent Carter zurückschrauben zu wollen. Dieser Trend war bereits in „Avengers: Endgame“ zu beobachten und gibt Anlass zur Sorge, wie sich Peggys Geschichte im neuen Film entwickeln wird.
Agent Carter bot den Zuschauern eine ergreifende Lösung für Peggy in einer Welt, in der Steve Rogers nicht mehr Teil ihres Lebens war. Sie schloss sich dem Leben an, heiratete und baute sich ein erfülltes Leben unabhängig von ihm auf. Die Vorstellung, dass Steve diese Entwicklung auf den Kopf stellen würde, steht im Widerspruch zu der Figur, die wir kennen – Steve Rogers, der einst für seine Freunde auf der Flucht war. Man fragt sich unweigerlich, ob eine passendere Erzählung eine endgültigere Lösung beinhaltet hätte, so tragisch diese auch gewesen sein mag.
Fanservice hat zwar seinen Platz im Geschichtenerzählen, sollte aber nicht die Bedeutung sinnvoller Schlussfolgerungen in den Schatten stellen. Charaktere verdienen es, ihre Geschichten vollständig zu erzählen, anstatt sie für mögliche zukünftige Auftritte auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Ich persönlich finde die Idee, dass Robert Downey Jr.als neuer Charakter zurückkehrt, zwar faszinierend, aber die Vorstellung, dass er Tony Stark wieder aufleben lässt, erscheint mir unnötig.
Wenn Evans tatsächlich eine überraschende Rückkehr andeutet, hoffe ich aufrichtig, dass sie der Originalgeschichte gerecht wird – vielleicht durch Rückblenden oder alternative Zeitlinien. Die Entdeckerversionen von Steve Rogers und Peggy Carter aus den 1940er-Jahren bieten noch immer viel erzählerisches Potenzial, das das Publikum gerne weiter ausloten würde.
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