Japanische Behörden untersuchen mögliche Ausbeutung von Anime-Künstlern

Japanische Behörden untersuchen mögliche Ausbeutung von Anime-Künstlern

Überblick über aktuelle Untersuchungen in der Anime-Industrie

  • Die japanische Fair-Trade-Kommission hat eine Untersuchung zu Vorwürfen unethischer Praktiken in der Anime-Branche eingeleitet.
  • Der freiberufliche Charakter der Arbeit von Animatoren hat Befürchtungen hinsichtlich niedriger Löhne und schlechter Arbeitsbedingungen aufkommen lassen.
  • Ein kürzlich veröffentlichter UN-Bericht weist auf erhebliche Unterschiede in den Gehältern von Animatoren und den Gewinnen der Branche hin und löste Reaktionen von Branchenvertretern aus.

Die Arbeitsumgebung für Animatoren in Japan ist seit Jahren Gegenstand intensiver Beobachtung. Während große Animationsstudios begonnen haben, KI einzusetzen, um den wahrgenommenen Arbeitskräftemangel zu beheben, äußern Animatoren zunehmend ihre Unzufriedenheit mit unzureichender Bezahlung und anspruchsvollen Arbeitszeiten.

Ein Studio, das häufig in die Kritik geraten ist, ist MAPPA, bekannt für beliebte Titel wie Chainsaw Man und Jujutsu Kaisen. Das Studio ist in den Mittelpunkt von Diskussionen über die Behandlung seiner Animatoren gerückt, doch es ist wichtig zu erkennen, dass solche Probleme in vielen Studios der Branche weit verbreitet sein können.

Einzelheiten der Untersuchung der japanischen Fair-Trade-Kommission

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Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die Beziehungen zwischen kreativen Fachleuten – darunter Animatoren und möglicherweise Manga-Künstlern, die ihre Arbeit lizenzieren – und den Produktionsfirmen, mit denen sie zusammenarbeiten. Viele Animatoren arbeiten als Freiberufler oder Subunternehmer, was ihren Status innerhalb der Branche erschwert und ihre Interaktionen in einen transaktionalen Kontext stellt.

Obwohl die Japan Fair Trade Commission (JFTC) die Branche nicht direkt der Ausbeutung beschuldigt hat, ist es ihr Ziel, durch das Sammeln von Informationen die Gesamtsituation zu erfassen. Derzeit bittet die Agentur um Beiträge von Urhebern und wird den Produktionsfirmen voraussichtlich die Möglichkeit geben, auf etwaige Vorwürfe zu reagieren.

Laut Pressemitteilung der Kommission besteht ihr Ziel darin, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, in dem Kreative ihr volles Potenzial entfalten können. Wie Asahi Shimbun berichtet, prüft die Kommission, ob die Gewinne der Branche „gerecht verteilt“ sind, obwohl sich der Untersuchungsprozess noch im Anfangsstadium befindet.

Zu den wichtigsten untersuchten Themen gehören der Druck, unangemessen niedrige Löhne zu akzeptieren, die Forderung nach unbezahlten Überarbeitungen, Stornierungen ohne klare Begründung und die Komplexität der Produktionszeitpläne.

Gehaltsunterschiede: Vergleich der Anime-Industrie mit den Einnahmen von Animatoren

Erschöpfung der Anime-Industrie

Ein im Mai 2024 veröffentlichter UN-Bericht brachte den krassen Gegensatz zwischen dem durchschnittlichen Jahresgehalt von Animatoren, das auf nur 1, 5 Millionen Yen festgelegt ist, und dem atemberaubenden Marktwert der Anime-Industrie von 2, 74 Billionen Yen ans Licht.

Als Reaktion darauf behauptete die Association of Japanese Animations (AJA), die sich für Produktionsfirmen einsetzt, dass Animatoren durchschnittlich 50 Stunden pro Woche arbeiten, was unter der gesetzlichen Obergrenze von 54 Stunden liegt. Diese Zahl stammt aus einem Bericht der Nippon Anime & Film Culture Association (NAFCA) aus dem Jahr 2023, die sich auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Branche konzentriert.

NAFCA widersprach jedoch den Zahlen von AJA und gab an, dass 53 Stunden ein zuverlässigerer Medianwert seien, wenn man typische Arbeitsbelastungen betrachte, die zwar innerhalb der gesetzlichen Grenzen lägen, aber Bedenken hinsichtlich der Nachhaltigkeit und des Wohlergehens der Arbeitnehmer aufwerfen. Darüber hinaus betonte NAFCA, dass der durchschnittliche Stundenlohn für Animatoren tendenziell unter dem Mindestlohn in Tokio liege.

Die Japan Fair Trade Commission bittet weiterhin um Beiträge von Kreativen, um diese Probleme besser zu verstehen und anzugehen.

Referenzen: Automaton Media, Asahi Shimbun

Quelle & Bilder

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