
Im Bereich der Videospiel-Antagonisten stellt Yorinobu Arasaka aus Cyberpunk 2077 einen einzigartigen Fall dar. Obwohl er als Ziel des ersten großen Raubzugs des Spielers eine zentrale Rolle spielt und den Hauptkonflikt des Spiels katalysiert, indem er am Ende des ersten Akts seinen Vater ermordet, nimmt seine Präsenz in der Handlung danach deutlich ab. Er tritt selten persönlich auf und existiert hauptsächlich als Phantom, das durch Fernsehübertragungen und aufgezeichnete Nachrichten übermittelt wird.Obwohl sein Einfluss durchgängig spürbar ist, bleibt Yorinobu weitgehend im Schatten und tritt nur an ausgewählten Enden des Spiels in Erscheinung.
[Warnung: Der folgende Artikel enthält Spoiler für Cyberpunk 2077.]
Aufgrund dieser zurückhaltenden Darstellung betrachten viele Spieler Yorinobu lediglich als Nebenfigur – als Aushängeschild eines größeren, korrupten Unternehmens. Bei näherer Betrachtung offenbart sich jedoch ein komplexer Charakter, insbesondere im Kontext des „The Devil“-Endes.Überraschenderweise sind seine Motive weniger offenkundig bösartig, als viele annehmen würden. Bemerkenswerterweise ähneln Yorinobus Ideale denen eines gewissen verstorbenen Rockerboys, eine Tatsache, die beim Sohn von Arasaka zweifellos Verachtung hervorrufen würde.
Yorinobu Arasaka aus Cyberpunk 2077: Ein übersehener Antagonist
Ein abgedrängter, aber gut ausgearbeiteter Charakter

Yorinobus Erzählbogen ist relativ geradlinig: Als schwarzes Schaf seiner illustren Familie ermordet er aus Wut seinen Vater, um die Kontrolle über den Arasaka-Konzern zu übernehmen. Während eines Großteils des Spiels agiert er in einer Nebenrolle, indem er die Unternehmensdynamik von Arasaka umgestaltet und unter einflussreichen Persönlichkeiten Gegner schafft. Seine Handlungen lösen eine Kette von Ereignissen aus, die zu Vs schicksalhaftem Raubzug führt, bei dem er ihnen das Relikt in den Kopf pflanzt.
Das Schicksal von Yorinobu hängt von den Entscheidungen des Spielers ab. Die Geschichte kann sich auf verschiedene Weise entwickeln, während V nach einem Ausweg aus ihrer misslichen Lage sucht. Besonders das „Teufels“-Ende bietet den Spielern die Möglichkeit, mit Yorinobus Schwester Hanako zusammenzuarbeiten, um einen Unternehmensputsch zu inszenieren und ihn zu stürzen. Diese entscheidende Konfrontation wirft Licht auf seine innersten Absichten: Seit er die Führung übernommen hat, hat er Arasaka subtil von innen heraus untergraben und versucht, das unterdrückerische Imperium seines Vaters zu zerschlagen.
Der Dialog während des Höhepunkts lässt darüber hinaus darauf schließen, dass Yorinobu absichtlich versucht hat, das Unternehmen zu destabilisieren und seinen Wert in den Keller zu treiben.
Yorinobu Arasaka und Johnny Silverhand: Unerwartete Parallelen
Gegensätzliche Seiten derselben Rebellenmünze

Bei der Analyse von Yorinobus Handlungen kann man interessante Parallelen zu denen von Johnny Silverhand ziehen, dem desillusionierten Musiker und Terroristen, der für seinen Angriff auf Arasakas Hauptquartier berüchtigt ist. Auf den ersten Blick scheinen diese beiden Charaktere diametral entgegengesetzt zu sein: ein rebellischer Künstler, der sich gegen die Tyrannei der Konzerne auflehnt, und ein arroganter Erbe, der kurz davor steht, ein Firmenimperium zu erben.
Beide Charaktere hegen jedoch eine tiefe Verachtung für Arasaka, den sie als eine Kraft betrachten, die den Menschen ihre Identität und Autonomie genommen hat.Sie haben beide destruktive Impulse, die sich jedoch auf unterschiedliche Weise manifestieren, da beide das, was sie als gesellschaftliche Ungerechtigkeiten wahrnehmen, beseitigen wollen. Ihre Motivationen sind mit persönlichen Zielen und umfassenderen Idealen verknüpft: Johnnys Suche zielt darauf ab, seine verlorene Liebe zu rächen, während Yorinobu Befreiung vom gewaltigen Erbe seines Vaters sucht.
Yorinobu: Der verdeckte Rebell aus Cyberpunk
Der versteckte Held, den die meisten Spieler übersehen

Trotz seiner offensichtlichen Rolle kann Yorinobu als rebellischer Geist ähnlich wie Johnny Silverhand angesehen werden – wenn nicht sogar noch effektiver. Sein Unterfangen war erfolgreich, als er Saburo ermordete und in Arasaka Chaos stiftete. Obwohl seine Taten V und ihren Verbündeten Leid zufügten, stand Yorinobu ideologisch näher an V als einige von Vs Gefährten, darunter Takemura. Dies erschwert seine Einstufung als traditioneller Bösewicht; er ist einfach ein weiteres unberechenbares Element in einer von Konzernmächten beherrschten Welt.
Die Tragik des „Teufels“-Endes wird noch deutlicher, wenn man Yorinobus Schicksal bedenkt. Wenn Spieler Hanako dabei helfen, die Führung des Konzerns zu übernehmen, implantiert sie ein Engramm ihres verstorbenen Vaters in Yorinobu, wodurch Saburo die Kontrolle über den Körper seines Sohnes übernehmen und die Kaiserrolle in Arasaka zurückerobern kann. Dieser Ausgang verkörpert die ultimative Ironie für Yorinobu, der vehement für seine Individualität kämpfte, nur um im wahrsten Sinne des Wortes unterdrückt zu werden.
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