
Buchadaptionen lösen häufig Debatten über ihre Treue zu literarischen Originalwerken aus. Während viele den Erfolg eines Films seiner Treue zum Ausgangsmaterial zuschreiben, ist es durchaus möglich, einen fesselnden Film zu produzieren, der deutlich vom Text abweicht. Tatsächlich übernehmen einige der am meisten gefeierten Adaptionen eine flexible Interpretation ihrer Ausgangsgeschichten, erfassen die Kernthemen und führen gleichzeitig innovative Elemente ein, die zum Kinoerlebnis passen. Diese Flexibilität ist oft unerlässlich, da sich nicht jedes literarische Werk nahtlos auf die Leinwand übertragen lässt.
Leser und manchmal auch Autoren sind möglicherweise frustriert, wenn eine Verfilmung von ihren literarischen Ursprüngen abweicht; dennoch können diese Anpassungen das Gesamterlebnis verbessern. Der Versuch, jedes Detail aus einem Buch zu reproduzieren, kann zu einer schwerfälligen Darstellung führen. In einigen Fällen werden Filmversionen so eigenständig, dass das Publikum das literarische Originalwerk nicht sofort wiedererkennt. Dies gilt insbesondere dann, wenn Regisseure und Autoren wesentliche Originalkonzepte in ihre Adaptionen einbringen.
8. Pinocchio (1940)
Basierend auf Die Abenteuer des Pinocchio von Carlo Collodi
Disneys Pinocchio, der zweite Zeichentrickfilm des Studios, gilt als eines der besten Beispiele für Animation, die je geschaffen wurde. Leser, die sich tiefer mit Collodis Originalgeschichte befassen, werden möglicherweise von den dunkleren Tönen und dem düsteren Ende überrascht sein. In dieser Version begeht Pinocchio abscheuliche Taten, darunter den Mord an Jiminy Cricket, der, obwohl eine Nebenfigur, als Geist zurückkehrt. Der Charakter der Puppe ist im Buch komplexer und zynischer, erleidet schwere Strafen und erlebt schließlich eine Auferstehung, die zu einem glücklichen Ende führt.
Besonders Pinocchio ist ein Beispiel dafür, wie Disney die Themen und Botschaften seiner Vorlagen häufig verändert. Die Adaptionen des Studios mildern die Handlung klassischer Märchen oft ab. In der Originalgeschichte von „ Die kleine Meerjungfrau“ beispielsweise verliert Arielle ihre Zunge, nicht aber ihre Stimme. Auch „ Das Dschungelbuch“ und „Alice im Wunderland“ stellen verwässerte Versionen der Originalgeschichten dar, wobei „Pinocchio“ eines der auffälligsten Beispiele für diesen Trend ist.
7. Der weiße Hai (1975)
Basierend auf dem Buch von Peter Benchley
Der bekannte Filmemacher Steven Spielberg ist dafür bekannt, literarische Werke in seinen filmischen Erzählungen neu zu interpretieren. Seine Adaption von Der weiße Hai ist ein überzeugendes Beispiel für diesen Ansatz. Der Film orientiert sich eng an der Prämisse von Benchleys Roman, entwickelt aber seine eigene Identität, indem er bestimmte Nebenhandlungen auslässt und die Handlungsstränge der Charaktere verändert, wodurch eine straffere Erzählung entsteht. Die Leser finden die umfangreichen Details des Buches im Vergleich zu Spielbergs raffiniertem Kinoerlebnis oft überwältigend.
Ein bemerkenswerter Auslassungspunkt aus der Adaption ist die Liebesaffäre zwischen Hooper und Brodys Frau sowie eine Nebenhandlung, in der es um organisierte Kriminalität geht, die mit dem Bürgermeister in Verbindung steht. Diese Ablenkungen hätten von der zentralen Spannung des Films zwischen Hooper, Brody und Quint abgelenkt und die starke Spannung des Films verstärkt, wenn der Hai auftaucht.
6. Vernichtung (2018)
Basierend auf dem Buch von Jeff VanderMeer
Jeff VanderMeers Annihilation ist eine anspruchsvolle Erzählung für eine Verfilmung, da sich die abstrakten Ideen einer einfachen Visualisierung widersetzen. Regisseur Alex Garland hat sich für einen lockeren Adaptionsstil entschieden, der die unheimliche Atmosphäre des Romans beibehält, aber gleichzeitig Originalbilder einwebt und die Interaktionen der Charaktere überarbeitet. Anders als im Buch, wo die Charaktere namenlose Berufsbezeichnungen haben, verleiht der Film ihnen eindeutige Identitäten und stellt das Team als geschlossener dar, was von dem Fokus des Buches auf interne Konflikte abweicht.
In beiden Versionen bleibt die tiefere Bedeutung im Dunkeln, und Garlands beunruhigende Bilder spiegeln die Suche der Wissenschaftler nach Antworten im rätselhaften „Area X“ wider. Während bestimmte Elemente wie die Doppelgänger in beiden Formaten auftauchen, führt der Film Kreaturen wie den mutierten Bären ein und weist damit erhebliche Abweichungen vom Ausgangsmaterial auf.
5. Shrek (2001)
Basierend auf „Shrek!“ von William Steig
Angesichts der Unbekanntheit von William Steigs Kinderbuch und der einzigartigen Handlung des Films könnten viele annehmen, dass Shrek eine völlig originelle Schöpfung ist. Obwohl in beiden Geschichten ein Oger namens Shrek vorkommt, unterscheiden sie sich erheblich. Das Buch beginnt damit, dass Shrek aus seinem Zuhause vertrieben wird, um Chaos zu stiften, während er im Film widerwillig in ein Abenteuer hineingezogen wird, das ihm die Wiedererlangung seiner Einsamkeit zum Ziel hat.
In beiden Adaptionen tauchen immer wiederkehrende Figuren auf, wie ein Esel, ein Drache und eine Prinzessin; wichtige Handlungspunkte werden jedoch aus komödiantischen Gründen abgeändert. Im Buch beispielsweise besiegt Shrek den Drachen mit Feuer, und seine Anziehungskraft auf die Prinzessin beruht eher auf ihrer Hässlichkeit als auf romantischen Idealen. Die Figur der Prinzessin Fiona und sowohl der Hauptkonflikt als auch die Antagonisten des Films sind komplett für den Film erfunden. Während sich das Franchise in weiteren Fortsetzungen weiterentwickelt, weicht Shrek noch weiter von der Einfachheit von Steigs ursprünglicher Erzählung ab.
4. Forrest Gump (1994)
Basierend auf dem Buch von Winston Groom
Robert Zemeckis‘ Forrest Gump erfreute sich enormer Beliebtheit und stellte den relativ unbekannten Roman von Winston Groom in den Schatten. Trotz seines Erfolgs weicht der Film von vielen Elementen des Buches ab, darunter Änderungen an Forrests Charakter, der im Originaltext gewalttätige und aggressive Züge aufweist. Tom Hanks‘ Darstellung präsentiert eine bereinigtere Version des Protagonisten, entfernt viele dieser Ecken und Kanten und lässt bedeutende Talente wie Physik und Mathematik weg.
Darüber hinaus erfährt die Handlung wesentliche Änderungen. Forrests Partnerschaft mit Bubba und sein Garnelengeschäft werden anders dargestellt, was dazu führt, dass bizarre Nebenhandlungen wie seine Weltraumreise mit einem Orang-Utan wegfallen. Letztlich ermöglicht die straffere Erzählweise dem Film, sich auf die wesentlichen Elemente von Forrests Reise zu konzentrieren, ohne an Tiefe zu verlieren.
3. Blade Runner (1982)
Basierend auf „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ von Philip K. Dick
Der Titelwechsel von Träumen Androiden von elektrischen Schafen? zu Blade Runner verdeutlicht die wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Werken. Viele ikonische Elemente des Films – darunter die Begriffe „Blade Runner“ und „Replikant“ – tauchen in Dicks Erzählung nie auf. Im Roman wird der Protagonist zweideutig als Polizist bezeichnet, ohne dass eine detaillierte Hintergrundgeschichte vorliegt.
Der Film weicht in bedeutender Weise von den Originalen ab und erzeugt eine eindringlich zweideutige Atmosphäre. Das Fehlen einer Hintergrundgeschichte in Blade Runner verstärkt das Mysterium, während tiefere Veränderungen die Beziehungen zwischen den Charakteren verkomplizieren; so sind beispielsweise Deckards Familienstand und Rachels Erkenntnis ihrer Identität als Replikant einzigartig im Buch. Darüber hinaus fehlt im Film auffallend ein komplexer Glaube namens „Mercerismus“, der ein wesentlicher Bestandteil von Dicks Erzählung ist. Solche Änderungen regen die Zuschauer dazu an, über Themen nachzudenken, die im Originalroman fehlen.
2. Shining (1980)
Basierend auf dem Buch von Stephen King
The Shining wird oft als eine der besten Adaptionen von Stephen Kings Werken angesehen; der Autor hat Stanley Kubricks Interpretation jedoch offen kritisiert. Kubrick ist für seine unkonventionellen Adaptionen bekannt und seine Interpretation von Romanen wie Lolita und Uhrwerk Orange weicht in bemerkenswerter Weise von der Vorlage ab. King hat insbesondere etwas dagegen, dass Kubrick Jacks innewohnende Bösartigkeit betont und nicht die finstere Vergangenheit des Overlook Hotels.
Kings Erzählung stellt das Hotel selbst als eine bösartige Kraft dar, die Jack beeinflusst, während sich der Film stattdessen auf Jacks innere Kämpfe konzentriert. Andere Änderungen verändern entscheidende Handlungselemente – Dannys übersinnliche Fähigkeiten sind im Buch deutlicher zu erkennen, Hallorann überlebt und mehrere ikonische Bilder, wie die Zwillinge und das Heckenlabyrinth, sind Produkte von Kubricks ursprünglicher Vision.
1. Der fantastische Mr. Fox (2009)
Basierend auf dem Buch von Roald Dahl
Der bekannte Autor Roald Dahl äußerte seine Unzufriedenheit mit Adaptionen seiner Werke, insbesondere nachdem er 1971 Zeuge der Behandlung seines beliebten Märchens in „Charlie und die Schokoladenfabrik“ geworden war. Diese negative Erfahrung führte dazu, dass er seinen Geschichten gegenüber eine defensive Haltung einnahm. Wes Andersons „Der fantastische Mr. Fox“ sticht als äußerst einfallsreiche Adaption hervor, da sie erheblich von Dahls kurzem Kinderbuch abweicht.
Während Dahls Erzählung relativ geradlinig ist, verwandelte Anderson sie in einen fesselnden Heist-Film, der sich mit Themen wie Familiendynamik und persönlicher Erlösung befasst.Tatsächlich sind die Charaktermotivationen, Handlungsentwicklungen und Dialoge größtenteils einzigartig in Andersons Film und weisen nur eine lose Ähnlichkeit mit Dahls Originaltext auf. Andersons kreative Vision führte zu einem filmischen Schatz, der die Essenz von Dahls Werk einfing und gleichzeitig mutig seinen eigenen Weg beschritt.
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